BERLIN (BLK) – Als vielleicht „witzigster deutscher Schriftsteller“ ist der Publizist Max Goldt am Sonntag (23. November) in Berlin mit dem Kleist-Preis 2008 ausgezeichnet worden. Laudator und Schriftsteller-Kollege Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“) nannte Goldt einen „Alltagsbeobachter“, der genau hinsehe, Bemerkenswertes erkenne und die Wirklichkeit in Worte fassen könne. Goldt schildere Alltagssituationen, „für die wir blind waren, bevor sein Blick darauf fiel“. Kehlmann empfahl, dessen Bücher nicht in öffentlichen Räumen zu lesen, da man „zu laut lachen“ müsse. Kehlmann, selbst Kleist-Preisträger, hatte als Vertrauensperson der Jury Goldt für die Auszeichnung ausgewählt.
Max Goldt hingegen bekannte in seiner Dankesrede, weder die Bezeichnungen „Alltagsbeobachter“, „Kolumnist“, „Satiriker“ noch „Kultautor“ auf sich selbst zu beziehen. „Ich bin Schriftsteller und Dichter.“ Den Kleist-Preis zu erhalten und sich damit in die Liga bedeutender Schriftsteller einzureihen, empfinde er als etwas „ganz Feines“. Er sei kein Kleist-Experte, verbinde den Namen mit der Kleist-Briefmarke, die er als Achtjähriger bewundert habe. „Aber was ich von Kleist gelesen habe, gefiel mir“, sagte Goldt mit einem Augenzwinkern. Frühere Kleist-Preisträger waren unter anderem Carl Zuckmayer, Bertolt Brecht, Alexander Kluge und Heiner Müller.
Der 1958 in Göttingen geborene Goldt habe als Kolumnist der Zeitschrift „Titanic“, Essayist und Prosakünstler den deutschen Alltag bis „zur Kenntlichkeit entstellt“, hieß es zur Begründung zur Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Preises. Mit seinem Witz, Scharfsinn und ästhetischen Urteilsvermögen sei er dem Sprachkritiker Karl Kraus (1874-1936) vergleichbar.
Goldt lebt seit 1977 in Berlin und war früher auch als Fremdenführer in der Stadt tätig. 1981 gründete er zusammen mit Gerd Pasemann das Duo „Foyer des Arts“ und galt mit Songs wie „Wissenswertes über Erlangen“ oder „Hubschraubereinsatz“ als einer der Stars der Neuen Deutschen Welle. Als Schriftsteller wurde er mit mit Titeln bekannt wie „Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz“ (1984), „Die Radiotrinkerin“ (1991) oder „Schließ einfach die Augen und stell dir vor, ich wäre Heinz Kluncker“ (1994). Zuletzt erschienen „Vom Zauber des seitlich dran vorbeigehens“ und „QQ“. (dpa/mir)