Westlich der Insel Rügen erstreckt sich auf einer Länge von gerade 16,8 Kilometern die Ostseeinsel Hiddensee. Eingebettet ist sie in die Vorpommersche Boddenlandschaft, eine der fischreichsten Regionen Deutschlands. Mit vier kleinen bis winzigen Ortschaften und einer Einwohnerzahl von etwa 1.300 Personen auf einer Fläche von 18,6 Quadratkilometern ist Hiddensee, im Vergleich zur großen Schwesterinsel Rügen, deren Verwaltungsbezirk sie auch angehört, als ein wahres Kleinod zu bezeichnen. Denn an Schönheit und Abwechslungsreichtum nimmt Hiddensee es mit dem populäreren Rügen in jeder Hinsicht auf. Von der Naturgestaltung und den Lichtverhältnissen der Insel haben sich eine große Anzahl an Malern inspirieren lassen, Schriftsteller Gerhart Hauptmann verbrachte die Sommer 1926 bis 1943 auf Hiddensee.
Strände, Steilküsten und Heidelandschaften
Hiddensee bietet trotz seiner überschaubaren Ausmaße eine Reihe von Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, in deren Mittelpunkt jeweils das Erkunden und Erleben der abwechslungsreichen und immer wieder überraschenden Schönheit an Gestalt, Vegetation und Fauna steht.
Die Insel verfügt über circa 15 Kilometer naturnahen Ostseestrand. Die breiten und weitgehend gereinigten Sandstrände an den Orten Kloster (im Norden), Vitte (im Zentrum) und Neuendorf (im Süden) laden im Sommer zum Sonnenbaden und Schwimmen ein. Auch Surfer und Segler finden ideale Bedingungen und die erforderliche Infrastruktur vor. Die steinigen Küstenbereiche lassen sich in ausgedehnten Strandspaziergängen erkunden. Im Norden der Insel, noch hinter der winzigen Ortschaft Grieben, befindet sich die Steilküste, welche über den großen Hiddenseer Leuchtturm und die hügelige Waldlandschaft erwandert immer wieder erstaunliche Panoramen und Blickwinkel über die Insel, die Bodden und die zerklüftete Küstenlandschaft enthüllt. Wer hinter sich die rau zum Meer abfallenden Felsen weiß und seinen Blick aus der Höhe über die dünenartig geschwungene Auenlandschaft mit weidenden Schafen und Pferden schweifen lässt, der wird sich der romantischen Schönheit der Landschaft kaum erwehren können. Der Abrieb durch den Wind an der nördlichen Steilküste führt nicht zu einer Verkleinerung der Inselfläche, sondern ist Motor ihrer natürlichen Transformation: Der abgetragene Sand lagert sich an den östlichen Landzungen der Insel, dem Alten und Neuen Bessin ab und vergrößert diese in die Bodden hinein. Im Jahr wachsen die schmalen Halbinseln um circa 30cm. Das Alte Bessin ist für Vogelliebhaber besonders interessant; an der Südspitze lassen sich von einer Beobachtungsstation aus die unzähligen, zum Teil sehr seltenen, in den Bodden brütenden Seevögel studieren. Dringend ist das Mitführen eines Fernglases zu empfehlen, der Familienhund sollte allerdings daheim bleiben, denn das Bessin teilt sich der Wanderer mit vielen Schafen.
Im Süden der Insel, rund um die Ortschaft Neuendorf, befinden sich dichte Wälder und ausgedehnte Heidelandschaften. Diese können auf vorgezeichneten Wegen bewandert werden und geben Gelegenheit zu besonderen Begegnungen: Neben Seevögeln lassen sich Rehe und Mufflons, ursprünglich aus Südeuropa stammende Wildschafe beobachten, seltener bekommt der Wanderer auch eine der einheimischen Schlangenarten zu Gesicht. Bei der Erkundung der Heidelandschaften sind festes Schuhwerk und lange Hosen zu empfehlen, die nicht nur die zahlreichen Mücken und die Feuchtigkeit fernhalten, sondern auch vor Unfällen mit einer Kreuzotter, der einzigen Giftschlangenart der Insel, schützen können.
Hiddensee – Ein Hort der Ruhe
Was Hiddensee als Reiseziel neben seiner spröden und berührenden Schönheit besonders macht, ist die Ruhe und Langsamkeit des Insellebens. Privater Kraftfahrzeugverkehr ist auf der Insel nicht zugelassen. Die Fortbewegung geschieht per Pedes, auf Fahrrädern oder mit den zahlreichen Pferdekutschen, die überall auf der Insel unterwegs sind. Diese Ruhe überträgt sich nach kürzester Zeit auf alle Besucher und macht Hiddensee zum idealen Reiseziel für Natur- und Wanderfreunde, sowie alle Menschen, die im Urlaub Entspannung und innere Einkehr suchen.
Doch auch an verregneten Tagen, für die man natürlich mit wetterfester Kleidung und zur Not einem guten Buch gewappnet sein sollte, gibt es Einiges zu erkunden. Freunden des Angelsports sei das alte Fischerdorf Neuendorf anempfohlen, in welchem sich auch das Fischereimuseum der Insel befindet. In Vitte zeigt die Seebühne jungen und alten Zuschauern Figurentheater, das Nationalparkhaus informiert über die Natur der Insel und das Henni-Lehmann-Haus und das „Karusel“ benannte urige Wohnhaus des dänischen Stummfilmstars Asta Nielsen erfreuen den Architekturliebhaber. In Kloster locken das „Heimatmuseum Hiddensee“, das „Gerhart-Hauptmann-Haus“, und die „Lietzenburg“, das Sommerdomizil des Berliner Malers Oskar Kruse zur kulturellen Erbauung. Um das schöne und winzige Grieben, den ältesten Ort der Insel Hiddensee, nicht unerwähnt zu lassen, sei dem hungrigen Wanderer auf der Nordseite das Alte Gasthaus „Enddorn“ wärmstens empfohlen. Und dies nicht nur, da Grieben schon als einziger Inselort von der Fähre gemieden wird, sondern weil es sich beim „Enddorn“ um ein sehr gemütliches, liebevoll eingerichtetes und altehrwürdiges Fischrestaurant im maritimsten Ambiente handelt. Die hervorragende Küche bietet auch dem Vegetarier Kost.
Hiddensee ist trotz langer Geschichte und seiner hohen Attraktivität ein Geheimtipp geblieben. Dies soll so bleiben, denn die Insel lebt gut mit (und von) ihrer Ruhe. Ihnen, werter Leser, sei jedoch dieses Kleinod der Ostsee empfohlen.
Quellen
Info-Webseite zu Hiddensee
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft