Die versammelten Texte in „Ein Buch namens Zimbo“ stehen exemplarisch für die Prosaarbeit Max Goldts. Das Repertoire umfasst Anekdotisches, Groteskes, aber auch Reflexionen, die sich aus Kurzgeschichten entwinden. Die Klaviatur dieser literarischen Spielereien präsentiert Goldt virtuos, wie man ihn kennt. Seine Sprache ist durch Klarheit und ein hervorragendes Gespür für Timing und Witz gekennzeichnet. Allzeit triumphiert der Humor über das vordergründig Witzige.
Hervorzuheben ist die Fähigkeit des Autors, mögliche Pointen in den Subtext der Lektüre zu verschieben. Wie zufällig am Wegesrand blühende Blume begegnen dem Leser die Abgründe des Komischen in der Lektüre. Das Komische bei Goldt erscheint als das kennzeichnende Kriterium einer Prosa, deren Bestreben es ist, die Dinge beim Namen zu nennen.
Was Max Goldt auf diesem Weg erreicht, ist eine unabhängige Prosa, die neben erfrischendem Unterhaltungswert vor allem über eine sprachliche Präzision verfügt, die wahrhaft aufklärerisch den Leser in die Pflicht zum Selberdenken nimmt. Humor ist bei Max Goldt nie der Zweck oder das Ziel des Schaffens, sondern stets der Ausgangspunkt zu kritischem und produktivem Denken.
Auf diese Weise schafft er eine im besten Sinne moralische Literatur, die ohne Zeigefinger auskommt und das literarische Ich als eine abwägende, eine zweifelnde, aber auch klar urteilende Instanz vorführt. Dies tut er mit einem höflich-selbstironischen Understatement und großem Bedacht in der Wahl der Mittel. Allein in der wahrhaft großartigen Verwendung von Konjunktionen hat Max Goldt nicht zu unterschätzende Verdienste um die Gegenwartsliteratur.
Das Abseitige in den Mittelpunkt der Überlegungen einzubeziehen, die Bereitschaft, vorschnelle Urteile zu revidieren und sich der Konstruktion von Realität durch Sprache bewusst zu werden – all das lehrt die Lektüre der Goldtschen Prosa. Der Behauptung des Untertitels seines neuen Werkes gegenüber muss entschieden widersprochen werden. Max Goldt zu lesen, ähnelt einer geistreichen und amüsanten Konversation mit einem alten Freund; und lässt sich gewiss ausgezeichnet ertragen.
Literaturangabe:
GOLDT, MAX: Ein Buch namens Zimbo. Sie werden kaum ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2009. 208 S., 17,90 €.