Am 6. Juni 1875 erblickte in der Hansestadt Lübeck Paul Thomas Mann das Licht der Welt. Dieser Artikel beschreibt das Leben des deutschen Schriftstellers.
Paul Thomas Mann wurde als zweites Kind von Thomas Johann Heinrich Mann und Julia, geb. da Silva-Bruhns am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren.
Kindheit in Lübeck
Seine Kindheit verbrachte Thomas Mann im Vaterhaus an der Beckergrube und im Stadtpalais der Familie in der Mengstraße 4, welches als das „Buddenbrookhaus“ und Heinrich-Thomas-Mann-Haus heute zu besichtigen ist. Mit seinen Geschwistern Heinrich (*1871), Julia (*1877), Carla (*1881) und Viktor (*1890) wuchs Thomas im großbürgerlichen Milieu heran. Als Senator der Freien und Hansestadt Lübeck und angesehenen Großhändler genoss der Vater und die Familie hohes bürgerliches Ansehen. Die spezielle Mischung aus Weltoffenheit, bei gleichzeitiger Kleinteiligkeit des Stadtstaates und protestantischer Enge prägte die Erfahrungen der Kindheitstage.
Die Industrialisierung und der Sieg des Deutschen Reiches über Frankreich läuteten das Ende der bürgerlichen Kultur und des überkommenen Idylls aus Traditionen und hanseatischer Beschaulichkeit ein. In den Künsten war der europäische Aufbruch zuerst zu spüren. Auch die Brüder Heinrich und Thomas Mann fühlten sich eher der Ablenkung und dem symbolischen Aufbruch in der Literatur zugeneigt, als dass an eine Fortführung der Kaufmannstradition im väterlichen Betrieb zu denken war. Das Gymnasium „Katharineum“ schloss Thomas Mann nach der 10. Klasse bloß mit der mittleren Reife ab, tat sich dort allerdings als Herausgeber der literarischen Schülerzeitung „Frühlingssturm“ hervor.
Mit dem Tod des Vaters im Jahre 1891 stand das Familienkontor vor dem Aus. In der gesellschaftlichen Enge Lübecks fühlte sich Mutter Julia als Witwe deplatziert. Mit den Kindern Julia, Carla und Viktor siedelte sie ins weltoffene und avantgardastische München über. Thomas Mann folgte der Familie 1894.
Münchner Jahre: Zwischen Suchen und Etablieren
Nach einem halbherzigen Engagement als Angestellter einer Feuerversicherungsgesellschaft führte Thomas Mann in der regen Künstlerszene Münchens ein unstetes Leben als Bohemien. Er besuchte Vorlesungen der Technischen Universität und verfasste Beiträge für die Zeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. 1896 reiste Thomas mit seinem Bruder Heinrich, der erste literarische Erfolge vorzuweisen hatte und zeitlebens für Thomas Mann Orientierungspunkt und Konkurrent blieb, für anderthalb Jahre durch Italien. In dieser Zeit verfasste er einige Novellen und begann im Herbst 1897 mit der Arbeit an den Buddenbrooks, die seinen späteren Ruhm begründen sollten.
Als Redakteur des Satiremagazins Simplicissimus erregte Thomas Mann schließlich die Aufmerksamkeit des Verlegers Samuel Fischer, der ihn als Autor für den, allerdings mäßig erfolgreichen, Novellen-Sammelband Der kleine Herr Friedemann gewinnen konnte. Fischer ermunterte Thomas Mann dennoch zur Vorlage eines größeren Werkes und mit 26 Jahren legte Thomas Mann mit den Buddenbrooks das epochale Familiendrama vor. Über Nacht etablierte sich Thomas Mann als Erfolgsautor und erreichte weitgehende finanzielle Unabhängigkeit.
Nun stand er vor der gesellschaftlichen Verpflichtung, ein Leben als geistige und literarische Instanz führen zu müssen. Den Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach bürgerlicher Situiertheit und dem Drang zum Künstlerdasein erlebte Thomas Mann als persönlichen Zwiespalt. In der Erzählung Tonio Kröger verarbeitete er das Thema exemplarisch. Die Arriviertheit als Schriftsteller im großbürgerlichen Milieu machte sich als Schaffenskrise bemerkbar. Privat versuchte sich Thomas Mann durch die Heirat mit der talentierten und sozial hervorragend gestellten Katia Pringsheim „eine Verfassung zu geben“. In dem wohlhabenden Milieu mit der Villa in Bogenhausen und Feriendomizil in Bad Tölz wurden die Kinder Erika (*1905), Klaus (*1906), Golo (*1909) und Monika (*1910) geboren.
Doch seine Versuche an die Buddenbrooks anzuknüpfen verliefen ziel- und realtiv erfolglos. Exemplarisch nach dem missglückten Drama Fiorenza, der antisemitischen Novelle Wälsungenblut und der autobiographisch lesbaren Schiller-Erzählung Schwere Stunde schrieb sich Thomas Mann mit der bekannten Novelle Tod in Venedig die eigene düstere Endzeitstimmung von der Seele. Mit dem Beginn des Krieges 1914 verband Mann Hoffnungen auf eine Erneuerung und er schlug zunehmend nationalistische Töne an. Die 1918 erschienen Betrachtungen eines Unpolitischen geben Zeugnis von der deutsch-nationalen Ideologie, die Thomas mit seinem Bruder Heinrich als überzeugtem Pazifisten und Demokraten entzweite. Heinrich Manns schriftstellerischer Konter Der Untertan wurde ein großer Erfolg. Das Werk nahm den Gehorsams- und Corpsgeist im Deutschen Reich satirisch aufs Korn. Der Erste Weltkrieg wurde auch für das Schaffen Thomas Manns zur großen Katastrophe.