Am 6. Juni 1875 erblickte in der Hansestadt Lübeck Paul Thomas Mann das Licht der Welt. Dieser Artikel beschreibt das Leben des deutschen Schriftstellers.
Anlässlich des 200. Geburtstages Goethes reiste Thomas Mann, trotz des Freitodes seines Sohnes Klaus, nach Frankfurt, um dort den Goethepreis entgegen zu nehmen. Die Reaktionen der Öffentlichkeit hatten sich unterdessen gegen den Emigranten, der die deutschen Verhältnisse nicht verstehen könne, erneut radikalisiert.
Die späte Rückkehr
Zwischen den Anbiederungsversuchen des neu erstehenden Geistes- und Kulturlebens Deutschlands und der polemisch gesinnten Öffentlichkeit war es Thomas Mann nicht leicht eine klare Position zu Nachkriegsdeutschland zu gewinnen. Er entschied Deutschland nicht endgültig den Rücken zu kehren, sich aber auch den Vereinnahmungsversuchen durch eine politisch gesamtdeutsch orientierte Künstlerstrategie zu entziehen. Nach seinem Aufenthalt in Frankfurt reiste Thomas Mann weiter nach Weimar, das in der sowjetischen Besatzungszone lag, um auch dort einen Literaturpreis entgegen zu nehmen. Auf diese Weise artikulierte er einen kulturellen Anspruch auf eine gesamtdeutsche Tradition, die von derjenigen der Nazi-Zeit losgelöst war. Sein Motto aus den späten 1930er Jahren: „Wo ich bin, ist Deutschland“ aktualisierte sich erneut nach der Teilung.
Bis 1952 blieben die Manns in den Vereinigten Staaten und Thomas Mann führte sein Leben als politisch exponierter Literat, der sich immer wieder zu Deutschland äußerte, weiter. In der Ära des antikommunistischen Senators Mc Carthy wuchs die Sehnsucht nach Europa. Viele Intellektuelle und Immigranten gerieten unter den Verdacht subversiver Umtriebe. Schließlich obsiegte die Erinnerung an die glückliche Zeit in Zürich und die Manns kehrten nach Europa, wenn auch nicht nach Deutschland zurück.
Seine geistige Heimat war stets Deutschland geblieben, wovon der Doktor Faustus 1947 Zeugnis abgelegt hatte. In Zürich blieb Thomas Mann bis in die späten Jahre produktiv und führte die Arbeit an seinem früh begonnen Lebenswerk Felix Krull fort. Auch die Novellen Der Erwählte und Die Betrogene entstanden in dieser zweiten Schweizerischen Lebensperiode. In seinem letzten Lebensjahr erwarb Thomas Mann eine Villa in Kilchberg, in welchem seine Frau Katia, Erika und später Golo eine langjährige Heimstätte fanden.
Tod im Jahre 1955
Im Jahr 1955 schlossen sich im Leben Thomas Manns viele Kreise. Er kehrte in die Stadt seiner Kindheit Lübeck zurück, wo ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde. Er bereiste anlässlich des 150. Todestages Friedrich Schillers beide deutsche Staaten und feierte Goldene Hochzeit mit Katia und seinen 80. Geburtstag. Am 12. August 1955 verstarb Thomas Mann im Zürcher Kantonsspittal und wurde wenige Tage später in Kilchberg mit großen Geleit zu Grabe getragen.
Thomas Manns Leben legt Zeugnis ab von der zerissenen deutschen Geschichte, die sich auch in seinem Werk spiegelt. Sein Schaffen, wie die wechselvollen Lebensstationen in Europa und den USA ist geprägt durch das Deutsche Kaiserreich, die ereignisreichen Jahre in der Weimarer Republik, die Nazizeit und die schwierigen Nachkriegsjahre. Das Ringen um das kulturelle Fundament und die geistige Tradition, die das Deutschland ausmachen, in dem sich Thomas Mann zeitlebens beheimatet fühlte, kennzeichneten das Leben Thomas Manns und die Konflikte um die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem politischen Erbe. Seine einstigen Weggefährten Adorno und Horckheimer gaben diesem Konflikt später seine sozialphilosophische Dimension.