Am 6. Juni 1875 erblickte in der Hansestadt Lübeck Paul Thomas Mann das Licht der Welt. Dieser Artikel beschreibt das Leben des deutschen Schriftstellers.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges brach mit der Weimarer Republik für Deutschland eine neue Phase an. Und auch Thomas Mann musste sich nach den Jahren seiner nationalistischen Verblendungen neu orientieren. Im Jahre 1918 erblickte mit Elisabeth Therese sein fünftes Kind das Licht der Welt.
Weimarer Republik: Die Neuorientierung
Nach und nach gelang es Thomas Mann, der auch in den Inflationsjahren seine finanzielle Sicherheit erhalten konnte, sich mit der neuen demokratischen Ordnung anzufreunden. In der Rede Von deutscher Republik bekannte er sich zur Demokratie und trat nach Jahren der Abstinenz als Romancier 1924 mit dem Zauberberg auch literarisch wieder ruhmreich in Erscheinung. Während die Kinder Klaus und Erika als Schriftsteller und Schauspielerin eigenständig waren und durch ihr Leben als Prominente die Klatschpressen fütterten, nahm Vater Thomas Mann in der Novelle Unordnung und frühes Leid karrikierend das Bildungsgroßbürgertum und die ersten Amouren der jüngsten Tochter aufs Korn. Überschattet wurden die Zwanziger im Hause Thomas Mann durch den Freitod der Schwester Julia im Jahre 1927, zu der Thomas Mann zeitlebens eine Seelenverwandschaft gefühlt hatte.
In München führten die Manns ein großbürgerliches, künsterlerisches und linksliberales Familienleben. Die Atmosphäre war durchdrungen von theatralischem Selbstbewusstsein. Das avantgardistische Auftreten der älteren Kinder, die Homosexualität von Klaus (auch für Thomas Mann stellten homoerotische Impulse stets eine schöpferische Inspiration dar – siehe Tod in Venedig und Lord Kilmarnock – ausgelebt hat er seine Neigungen vermutlich wohl nie) und der Abschied Thomas Manns von den nationalistischen Strömungen brachte dem Hause Mann viel Häme seitens der reaktionären Öffentlichkeit ein. Doch auf internationaler Bühne etablierte der Literaturnobelpreis im Jahre 1929 Thomas Mann endgültig als Schriftsteller auf Weltniveau.
Eine der zahlreichen Familienreisen lieferte die Inspiration zu der prophetischen Erzählung Mario und der Zauberer. In ihr beschrieb Mann die Gefahr des aufziehenden Faschismus und ihrer gewalttätigen Implikationen, die sich über Europa legte. Die Verachtung Manns gegenüber Hitler und sein „undeutsches“ Familienleben, die jüdische Herkunft seiner Frau Katia und seine Nähe zum Republikanismus machten ihn zum Feindbild der rassistischen Parteien. Ausgerechnet über Richard Wagner, der neben den Philosophen Schopenhauer und Nietzsche das geistige Fundament der frühen Bildung Thomas Manns abgegeben hatte, kam es 1933 zum Bruch mit der Münchner Öffentlichkeit. Die Manns mussten um ihr Leben fürchten und kehrten Deutschland 1933 gen Schweiz den Rücken.
Leben im Exil
Bis zur Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft und der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn im Jahre 1936 hatte Thomas Mann an ein Ende der Naziherrschaft geglaubt. Nun musste er einsehen, dass der Aufenthalt in der Schweiz entgegen der ursprünglichen Absichten von Dauer sein würde. Bis zum Jahre 1938 richteten sich die Manns am Zürichsee ein; die jüngsten Kinder gingen in Küstnacht zur Schule, die älteren, Golo arbeitete als Lehrer in Frankreich, Erika betrieb das berühmte Kabarett „Die Pfeffermühle“, kamen zu Besuch. In den Schweizer Jahren bildete Zürich ein intellektuelles Zentrum deutscher Exilanten und die Manns wussten sich gut einzurichten. Waren seine Kinder längst Antifaschisten geworden, war die Rolle Thomas Manns zu Deutschland lange zwiespältig. Seinem Verleger Bermann Fischer hielt Mann lange die Treue, auch da er Wert auf ein Erscheinen seiner Werke in einem Deutschland legte zu dessen Parteilinie seine Literatur nicht mehr passte.
1938 siedelten die Manns, dem Schweizer Frieden nicht mehr trauend, in die USA über. Thomas Mann hatte wie sein Weggefährte Albert Einstein einen Ruf an die Universität Princeton erhalten. Im Jahr 1941, ein Jahr nach der Flucht Golos und Heinrichs in die Staaten, baute Thomas Mann ein großzügiges Domizil in der Nähe von Los Angeles. Dort führte er ein reiches gesellschaftliches und künstlerisch produktives Leben. Exilanten wie Theodor W. Adorno und Max Horckheimer hielten sich zu längeren Aufenthalten bei den Manns auf; Thomas Mann hielt Rundfunkansprachen in der BBC gegen Nazideutschland, pflegte Kontakte zu hohen politschen Ebenen und bestätigte mit Lotte in Weimar und Joseph, der Ernährer seinen Ruf als Literat von Weltniveau.
Das Familienleben der Manns wurde durch die beiden Kinder von Sohn Michael (*1919), Frido und Toni, bereichert. Erika, Klaus und Golo Mann meldeten sich zur Army, 1944 erhielt Thomas Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach dem Ende des Krieges berichtete Klaus von seinen Erfahrungen in Italien und dem zerstörten Deutschland, Golo arbeitete am Wiederaufbau des Frankfurter Rundfunks. Thomas Mann, dessen Rückkehr nach Deutschland gelegentlich polemisch gefordert wurde, entschied sich zunächst gegen diese Option. Seine Zweifel gegenüber dem Land, das ihm im faschistischen Wahn einst verjagt hatte, überwogen.